Aus der Frühgeschichte Mallorcas zeugen die ältesten dort gefundenen menschlichen Knochen, die in der Höhle von Canet entdeckt und auf 7.000 Jahre vor unserer Zeit datiert wurden. Die frühen Menschen, von denen diese Knochen stammen, lebten von der Jagd, vom Fischfang und dem was sie in der Natur fanden. Sie bewohnten die zahlreichen Karsthöhlen der Insel oder einfache Hütten. Kleinere Höhlen dienten häufig auch als Begräbnisstätten, so dass dort oft menschliche Überreste zu finden sind.
Keramik und Metallfunde aus der Epoche um 2.000 vor unserer Zeit deuten darauf hin, dass Mallorca damals als Station für Händler diente, die zwischen Nordafrika und dem westlichen Mittelmeerraum kreuzten. Ab etwa 1.800 vor unserer Zeit wurden auf der Insel auch größere Steinhäuser errichtet. Die so genannten Navetas, dienten bis zu 15 Menschen als Wohnstätte.
Talayotische Epoche auf Mallorca
Ein großer Umbruch in der Geschichte Mallorcas setzte um 1.300 – 1.200 vor unserer Zeit ein. Es begann die so genannte talayotische Epoche. Eroberer, die vermutlich aus dem östlichen Mittelmeerraum stammten, führten auf der Insel Ackerbau und Viehzucht und somit entscheidende Kultur prägende Elemente ein. Als Talayots wurden die von den neuen Siedlern errichten steinernen Wohnbefestigungen bezeichnet, die teils auch als Begräbnisstätten oder Kultorte dienten. Sie bestanden aus mehreren Häusern und einem Wachturm, die von einer Mauer umgeben waren. Talayot ist eine Ableitung vom arabischen Wort “at-talayi”, das als Schild oder Nachtwache übersetzt werden kann, womit auf den wehrhaften Charakter dieser Dörfer Bezug genommen wird. Eine solche Siedlung wurde wohl höchstens von 100 Menschen bewohnt, die auf den fruchtbaren Böden der Umgebung ihre Lebensmittel erzeugten.
Steinerne Zeugnisse dieser Episode finden sich heute noch zahlreich auf Mallorca. Besonders gut erhaltene sind die Talayots Capocorb Vell (nahe Llucmajor) und Ses Paisses (nahe Artà).
Ab etwa 500 vor unserer Zeit wuchs der Einfluss der Karthager auf Mallorca, die dort Handel betrieben, sie jedoch nicht besetzten. Mit der Auslöschung Karthagos im dritten Punischen Krieg gegen die Großßmacht Rom im Jahre 146 vor unserer Zeit wurde auch der Niedergang der Talayotkultur besiegelt.
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Zeit der Römer, Mauren und Reconquista auf Mallorca
Die Talayotkultur fand im Jahre 123 vor unserer Zeit ihr endgültiges Ende als 3.000 römische Legionäre die Insel besetzten, um den dort niedergelassenen Piraten Einhalt zu gebieten. Die Römer gründeten wichtige Siedlungen, aus denen heute unter anderem die Städte Palma und Alcúdia erwachsen sind. Ab 369 erhielten die Balearen den Status einer eigenen römischen Provinz. Der größten Insel gaben die Römer den Namen “Balearis Major” bzw. “Majorica”, woraus sich die heutige Bezeichnung Mallorca ableitet. Auch der Name Menorcas lässt sich so herleiten (“Balearis Minor” bzw. “Minorca” – frei: die Kleinere).
Die römische Epoche hat Mallorca nachhaltig beeinflusst, so wurde zum einen der Landbau umgestaltet, insbesondere wurden Olivenplantagen sowie Weinberge angelegt. Zudem wurde die Salzerzeugung im Süden zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt. Außerdem gab es zahlreiche infrastrukturelle Neuerungen, wie Aquädukte, Straßen, Brücken und ein bedeutender Hafen bei Sóller. Einige römische Bauwerke sind heute noch (zumindest teilweise) erhalten, insbesondere in Alcúdia wurden viele davon durch Archäologen freigelegt; bei Pollença gibt es eine römische Brücke und Teile eines Aquädukts.
Auch die heute vorherrschende katholische Religion geht auf die Römer zurück, die sie im Jahre 379 zur Staatsreligion deklarierten und die Geschichte Mallorcas damit nachhaltig beeinflussten.
Mit dem Niedergang des römischen Reiches ab dem 3. Jahrhundert gelangte Mallorca in den Einflussbereich verschiedener fremder Machthaber. Im 5. Jahrhundert waren die Vandalen kurze Zeit Herrscher über die Insel. Ab 533/34 wurde sie Teil des Byzantinischen Reiches und knüpfte im Zuge dessen enge Handelsbeziehungen zum Nordafrikanischen Raum.
Maurenherrschaft auf Mallorca
Zwischen 902 und 1229 kam es zur Besetzung durch die muslimischen Mauren. Für sie wurde die zwischen Nordafrika und Europa gelegene Insel ein strategisch wichtiger Flottenstützpunkt. Ab 1015 war Mallorca ein eigenständiges Emirat, dessen Wirtschaftskraft sich vor allem auf Piraterie und Sklavenhandel stützte. Zunächst war Al-Kudia (arab. Hügel), später dann Palma die Hauptstadt der Insel. Mit etwa 80.000 Einwohnern hatte letztere im 12. Jahrhundert eine beachtliche Einwohnerschaft erreicht.
Nur wenige architektonische Zeugnisse sind aus der maurischen Zeit geblieben. Die heutigen Grundrisse der Städte sind jedoch, wie in ganz Spanien, stark durch diese Epoche geprägt worden. Kleine Gassen und Plätze sowie die Stadthäuser mit dem typischen, reich verzierten, mit Arkaden umfassten Innenhof gehen auf diesen arabischen Einfluss zurück.
Die Mauren erschlossen auch das Bergland der Tramuntana für ihre Siedlungen. Hier haben sie der Insel eine sehr charakteristische Prägung verliehen – den Terrassenfeldbau. Zu bestaunen ist dieser beispielsweise bei Banyabufar und Estellencs. Einer der damals errichteten Berghöfe ist heute als Museum erhalten (La Granja in der Nähe von Esporles).
Auch innovative Bewässerungssysteme gehen auf die Mauren zurück. Des weiteren wurden Zitrusfrüchte eingeführt und der Weinbau verbessert.
Reconquista auf Mallorca
Die Herrschaft der Mauren war den christlichen Machthabern innerhalb Europas ein Dorn im Auge, so dass ab dem 8. Jahrhundert damit begonnen wurde, die Territorien sukzessive zurückzuerobern. Im Zuge dieser christlichen Reconquista wurde auch Mallorca im Jahre 1229 durch König Jaume I. von Aragón angegriffen und innerhalb weniger Monate besetzt. Wenig später wurden auch die übrigen Baleareninseln dem Reich des Königs von Aragón angegliedert. Auf Mallorca verblieben einige tausend Mauren, die weiterhin Handel mit Nordafrika betrieben oder als Bauern lebten.
In dieser Zeit setzte eine neue bauliche Epoche auf der Insel ein. Es entstanden zahlreiche Befestigungen zum Schutz vor Feinden und Piraten. Zudem errichtete man sehr viele Kirchen, Klöster und Gutshäuser.
Den Rittern des Templerordens, die dem König von Aragón bei seinen Feldzügen unterstützt hatten, sprach der König weite Teile der Insel zu. Auch Militärangehörige und Kaufleute wurden mit Landanteilen bedacht. In vielen Fällen wurde das Land direkt weiter verkauft. Dazu warb man auch neue Siedler vom Festland an, die eigene Landwirtschaftsbetriebe gründeten. Die oftmals aus Katalonien stammenden Zuwanderer brachten die heute gebräuchliche Sprache – Katalanisch (Catalàn) – nach Mallorca. Es entstanden zahlreiche neue Siedlungen, darunter auch sehr viele Kleinsiedlungen und Einzelhöfe, die sich vor allem in weniger gut zugänglichen Gebirgslagen befanden.
Monarchie im Königreich Mallorca
Mit dem Tod des Königs Jaume I. 1276 wurde sein Reich unter seinen Söhnen Pedro III. und Jaume II. aufgeteilt. Letzterer wurde neuer Herrscher über die Insel Mallorca, die Teil seines Reiches war, zu dem auch einige Grafschaften in Südfrankreich gehörten. Das Königreich Mallorca wurde bald darauf in die Lehensabhängigkeit des viel mächtigeren Königreiches Aragon gezwungen, das von Pedro III. regiert wurde.
Jaume II. von Mallorca führte die Neusiedlungsprogramme fort und forcierte den Siedlungs- und Festungsausbau – Mallorca musste als wichtigster Handelsknotenpunkt im westlichen Mittelmeer geschützt werden gegen Seeräuber und andere Feinde. Ausstehende Lehnsverpflichtungen führten Mitte des 14. Jahrhunderts zum Krieg zwischen dem Königreich von Mallorca und dem überlegenen Königreich Aragon, das die Insel im Zuge dessen in seinen Machtbereich integrierte.
Im Laufe des 15. Jahrhunderts verlor Mallorca an Bedeutung für den Handel, da die Seerouten vor allem auf Grund der Entdeckung Amerikas neu ausgerichtet wurden. Seuchen und Kriege schwächten auch die Bevölkerung der Insel. Eine moslemische Seeräuberplage im 16. Jahrhundert veranlasste die Machthaber entlang der Küste sehr viele kleinere Wachtürme zu errichten, von denen heute noch etwa 50 erhalten sind und besichtigt werden können. Dennoch führten permanente Beutezüge der Piratenzüge dazu, dass weite Landesteile entlang der Küste brach fielen und die Bewohnerschaft sich auf gut befestigte Orte im Innern konzentrierte. Im Jahre 1571 wurde die Piratenflotte schließlich vernichtend geschlagen, es kehrte wieder Ruhe ein und Palma de Mallorca wurde erneut eine wichtige Handelmetropole.
Auf dem Land war die Situation hingegen für viele Bauern auf Grund verschiedener Schwierigkeiten (Piraten, Seuchen, Missernten) kritisch geworden, so dass wirtschaftlich schwache Familien ihre Besitztümer an das städtische Bürgertum verkaufen mussten. Um aufkommenden Unruhen unter der armen Landbevölkerung entgegen zu wirken, kauften Gemeinden Landflächen auf, um diese an landlose oder verarmte Menschen zu verteilen.
In der Folgezeit entwickelte sich die Insel positiv, die Bevölkerung wuchs stetig und es entstanden zahlreiche repräsentative Bauten. Unterbrochen wurde diese Prosperität durch den spanischen Erbfolgekrieg 1701 bis 1714. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich der wirtschaftliche Aufschwung fort. Insbesondere eine Vereinigung von einflussreichen Personen (aus Adel, Klerus und Bürgertum) namens “Sociedad Económica Mallorquina de Amigos del Pais” setzte sich für die Wirtschaftsentwicklung der Insel ein.
Anfang des 19. Jahrhunderts fanden in Spanien mehrere Kriege um die Thronfolge statt. Im ersten sogenannten Karlistenkrieg 1833 bis 1839 stand Mallorca auf Seiten der religiös geprägten Kräfte, die sich der Inthronisierung der noch unmündigen Isabell II. widersetzten. In den Jahren 1835/36 kam es zur Verstaatlichung der kirchlichen Besitztümer in Spanien. Der Grund war einerseits, dass die Kirche sich gegen die rechtmäßige neue Königin gestellt hatte. Andererseits war die spanische Staatskasse in Folge des Verlustes ihrer südamerikanischen Kolonien, die ihre Unabhängigkeit erkämpft hatten, stark gelehrt worden, so dass diese Verstaatlichung auch neue Finanzmittel erbrachte. Auch die Klöster und Kirchen Mallorcas wurden in dieser Zeit enteignet und viele davon zerstört. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist die Zerstörung des Dominikanerklosters im Herzen der Hauptstadt Palma.
Nach weiteren Auseinandersetzungen um die Thronfolge gelangte 1874 schließlich Alfons XII. an die Macht. Seine konservativ-katholische Politik förderte wiederum kirchliche Kräfte, es entstanden auch auf Mallorca neue Kirchen. Die Landbevölkerung verarmte jedoch zusehends, was zu einer großen Auswanderungswelle nach Südamerika und Nordafrika führte, auch Mallorquiner wagten diesen Schritt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es auf Mallorca durch umfangreiche Trockenlegungen zur Erschließung neuer Flächen im Landesinneren. Zudem erfolgte eine Neuaufteilung einiger Ländereien zugunsten ärmerer Bevölkerungsschichten. Minderbemittelte Bauern erhielten kleine Parzellen auf ehemals staatlichen oder kirchlichen Großgrundbesitz, um auf diesen intensive Landwirtschaft zu betreiben.
Eine weitere wichtige Neuerung in der Geschichte Mallorcas war die Errichtung der ersten Eisenbahnlinie von Palma nach Inca im Jahre 1875, die in der Folgezeit durch zahlreiche weitere Strecken ergänzt wurde. Mit dieser Infrastrukturmaßnahme wurde es möglich, Güter und Personen schnell innerhalb der Insel zu transportieren, was sich positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkte. Bis zum Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts war das Schienennetz auf fast 300 Kilometer angewachsen.
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Mallorca unter dem Diktator Franco und die Neuzeit
Die Monarchie verlor in Spanien zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts langsam an Boden. Im Jahr 1923 wurde der damalige König Alfons III. durch einen Militärputsch weitgehend entmachtet. Republikanische und sozialistische Bewegungen etablierten in der Folgezeit ihren politischen Einfluss. Der König verließ als Konsequenz dessen 1931 das Land, verzichtete jedoch nicht offiziell auf seinen Thronanspruch. Spanien erfuhr durch Streits zwischen links- und rechtsgerichteten Gruppierungen und deren Anhängern starke politische Turbulenzen, die teils blutige Unruhen mit sich brachten.
Ein weiterer Militärputsch unter General Franzisko Franco stürzte das Land 1936 schließlich in einen drei Jahre währenden Bürgerkrieg. Unterstützung erhielt Franko dabei durch die deutschen Nationalsozialisten sowie durch das faschistische Italien. Auf der republikanischen Seite halfen Mexiko, die Sowjetunion und viele internationale Freiwillige. Sie unterlagen jedoch 1939, wonach Franko bis 1975 das Land regierte.
Mallorca selbst war schon 1936 in die Hände von Frankos Truppen gefallen, Widerstand gegen die Besatzung wurde brutal unterdrückt. Zeugnisse aus dieser Zeit sind zum Beispiel in Form von Bunkern entlang der mallorquinischen Küste zu entdecken.
Wirtschaftlich blieb Spanien zu dieser Zeit hinter den starken westeuropäischen Ländern zurück. Am wichtigsten blieb die Landwirtschaft und auch der Tourismus entwickelte sich immer stärker. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann sich dieser ab den 50er Jahren hin zum Massentourismus zu verändern. Für Mallorca bedeutete dies den Bau erster großer Hotel- und Ferienanlagen. Eine Entwicklung, die sich seitdem immer weiter verstärkte. Vor allem Fischerdörfer an der Küste verwandelten sich zu Touristendomizilen. Die Dienstleistungen rund um die Feriengäste wurden von nun an zum Wirtschaftsfaktor Nummer eins, in dem mehr als drei Viertel der Beschäftigten arbeiten. Zwar konzentriert sich der Massenansturm auf Grund des besseren Wetters auf das Sommerhalbjahr, inzwischen kommen aber auch viele Besucher (darunter auch viele ältere), um Mallorca im Winterhalbjahr zu entdecken und zu genießen.
Mallorca zurück zur Demokratie
Nach Frankos Tod 1975 wurde Spanien wieder demokratisiert. König Juan Carlos I., der sein Nachfolger war, ließ 1977 erstmals wieder freie Wahlen ausrichten. Es wurde eine neue Verfassung verabschiedet und die konstitutionelle Monarchie als Staatsform festgelegt.
Die Balearischen Inseln erhielten 1983 den Status einer autonomen Region Spaniens, die über die Ressorts Soziales, Kultur, Tourismus und Umwelt bestimmen kann. Auch das Sprechen des Katalanisch bzw. Mallorquinisch (katalanischer Dialekt der auf Mallorca gesprochen wird), das unter Franko verboten war, wurde wieder erlaubt. Auf den Balearen wurde es zur ersten Sprache vor Castellano, unter anderem wurden auch die Straßenbezeichnungen auf Katalisch umgestellt.
Die Regionalregierung fördert heute den Tourismus als wichtigsten Wirtschaftsfaktor und strebt vor allem den Ausbau der Verkehrswege (Schiene und Straße) an, um die Touristenströme auf der Insel lenken zu können. Aber auch die Landschaftsprägende Agrarwirtschaft wird ebenso wie der Naturschutz gefördert um Mallorcas Attraktivität zu erhalten.
WER SCHREIBT HIER?
Ich bin Anja und lebe in Palma de Mallorca. Als Diplom-Geographin entdecke ich leidenschaftlich gern neue Orte und schreibe hier darüber.
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