Lange Zeit wurden die Schoten der Johannisbrotbäume auf Mallorca lediglich als Tierfutter verwendet, wenn sie überhaupt geerntet wurden. Kinder kannten sie als lustige Rassel und spielten damit. Und plötzlich wird Johannisbrotkernmehl als gesunde Alternative zu Schokolade beworben.
Johannisbrotkernmehl als neues Trend Lebensmittel
In Deutschland wurde und wird Johannisbrotkernmehl als Verdickungsmittel in Lebensmitteln verwendet. Aber das Pulver, welches auch als Carob bezeichnet wird, kann viel mehr. Es ist nicht nur lecker, sondern auch reich an Mineralien und damit ein besonders gesundes Lebensmittel. Kein Wunder also, dass es in den letzten Jahren einen regelrechten Siegeszug erlebt hat. Für viele Bio-Enthusiasten, Dessert-Liebhaber und Gesundheitsbewusste ist das leckere und vor allem mineralstoffreiche Johannisbrotkernmehl nicht mehr wegzudenken.
Dieser Trend ist auch auf Mallorca spürbar. Die Nachfrage nach Carob-Pulver ist stark gestiegen und die Preise gleich mit. Freuten sich früher vor allem Schweine über die Delikatesse, sieht man Johannisbrotkernmehl heute in den Bio-, Wochen- und Supermärkten auf Mallorca. Einige spezialisierte Bäckereien bieten außerdem leckeres Gebäck aus Carob an und auch sonst sieht man immer mehr Produkte, die mit Johannisbrotkernmehl als zentraler Inhaltsstoff beworben werden.
In diesem Artikel will ich näher darauf eingehen, was Johannisbrotkernmehl ist und wie es auf Mallorca gewonnen wird.
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Geschichte der Johannisbrotbäume
Ursprünglich kommt der Johannisbrotbaum aus dem Nahen Osten und wurde dort schon seit 4 Jahrtausenden angebaut. Von dort aus breitete er sich immer weiter im Mittelmeerraum aus.
Auf der iberischen Halbinsel sowie den Inseln im Mittelmeerraum wurde der Anbau des Johannisbrotbaumes unter der Maurenherrschaft intensiviert. Nach der christlichen Rückeroberung und der späteren Entdeckung Amerikas wurde der Algarrobo, so die spanische Bezeichnung des Baums, auch nach Südamerika verschifft. Häufig ist zu lesen, dass der Johannisbrotbaum in der Bibel erwähnt wird. Das ist aber nicht korrekt. Es wird lediglich ein wilder Honig erwähnt, den Johannes der Täufer in der Wüste verzehrt haben soll. Ob es sich dabei um den Sirup des Johannisbrotbaumes handelt, ist allerdings ungeklärt.
Die spanische Bezeichnung Algarrobo wurde aus dem Persischen abgeleitet und bedeutet so viel wie Eselkieferknochen. Mit etwas Fantasie sehen die Schoten tatsächlich so aus, oder?
Übrigens ist es im spanischen üblich, dass die Bezeichnung des Baums mit einem o endet und die der Frucht mit einem a:
- Algarrobo = Johannisbrotbaum; Algarroba = Fruchtschote
oder:
- Almendro = Mandelbaum; Almendra = Mandel
- Narjanjo – Orangenbaum; Naranja = Orange
Johannisbrotbaum – Wachstumsbedingungen und Aussehen
Johannisbrotbäume sind recht anspruchslos und haben auf Mallorca ideale Wachstumsbedingungen. Sie lieben ein trockenes Klima und können auch auf sandigen, kargen Böden gedeihen. Niederschlagsmengen unter 300mm machen dem Ceratonia siliqua L., so die lateinische Bezeichnung, nichts aus.
Der immergrüne Johannisbrotbaum gehört zu den Hülsenfrüchtlern und erreicht Wuchshöhen von 4 bis 8 Metern. Charakteristisch sind die dunklen schotenartigen Früchte, die bis zu 25 cm lang werden können. Im Inneren dieser Schoten befinden sich mehrere sehr harte Kerne, an denen man sich sprichwörtlich die Zähne ausbeißen kann. Beim Knabbern der Schote sollte man besser vorsichtig sein, um nicht einen der harten Kerne zu erwischen.
Im Gegensatz zu reinem Kakao, ist die Frucht des Johannisbrotbaums von Natur aus süßlich. Der typische Geschmack ist schwer in Worte zu fassen – leicht süß, etwas nussig und gleichzeitig auch herb.
Wer auf Mallorca ist, hat sicherlich bei einem Ausflug die Gelegenheit an einer Schote zu knabbern – unbedingt machen, es lohnt sich! Die beste Zeit dafür ist im September und Oktober, denn dann sind die Früchte reif und werden geerntet.
Kern des Johannisbrot genau ein Karat schwer
Das wichtigste Charakteristikum, das diese interessante Pflanze auszeichnet, ist jedoch eine in der Natur einzigartige Besonderheit: Jeder der kleinen Kerne, die sich in den langen Schoten befinden, wiegt stets exakt 0,2 Gramm. Das ist fast unglaublich, aber wahr. Wie kriegt die Natur das hin?
Die Kerne wurden deswegen viele Jahrhunderte lang als Gewichtseinheit zum Aufwiegen von Edelmetallen oder Diamanten verwendet. Das Maß Karat geht auf diese Konstante zurück.
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Johannisbrotbäume – Verbreitung auf Mallorca
Der älteste auf Mallorca bekannte Baum soll um die 700 Jahre alt sein und ist im Verzeichnis der geschützten Bäume gelistet. Allerdings befindet sich das 10 m (!) hohe Exemplar auf einem Privatgrundstück in der Nähe von Porreres und kann deswegen nicht von der Öffentlichkeit bestaunt werden.
Traditionellerweise hatte jede Finca auf Mallorca mindestens einen Johannisbrotbaum, der als Schattenspender diente und dessen Schoten an die Tiere verfüttert wurden. Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Schoten sogar ins Ausland exportiert, weil es ein nährstoffreiches und lange haltbares Futter für Lastentiere waren. Mit der zunehmenden Motorisierung ging dieser Absatzmarkt allerdings seit dem ersten Weltkrieg mehr und mehr verloren.
Im spanischen Bürgerkrieg wurden sie allerdings auch in den Familien verzehrt – aus der Not heraus. Viele ältere Mallorquiner erinnern sich, dass sie als Kind die Schoten gekaut haben. Wer hätte damals damit gerechnet, dass Jahrzehnte später genau diese Frucht zum gesunden Superfood wird? Die wirtschaftliche Bedeutung der Johannisbrotbäume auf Mallorca hat in den letzten 10 Jahren stark zugenommen. Das sieht man nicht nur in den Regalen der Supermärkte, sondern man sieht es auch in der Landschaft.
Auf der Insel sind immer mehr Johannisbrotbäume zu sehen. Sie sind im Gegensatz zu Mandelbäumen sehr robust gegenüber Schädlingen und brauchen keine besonderen Bedingungen, um zu gedeihen. Damit sind sie wie gemacht für die teilweise kargen Böden und das mediterrane Klima. Sie spenden den Weidetieren Schatten und beugen mit ihrem festen Wurzelwerk auch Bodenerosion vor.
Das Beste kommt aber noch, Johannisbrotbäume sind immergrün! Sie tragen auch im Winter das schöne grüne Laub und geben der mallorquinischen Landschaft das ganze Jahr hindurch einen schönen Kontrast auf den röten Böden.
WER SCHREIBT HIER?
Ich bin Anja und lebe in Palma de Mallorca. Als Diplom-Geographin entdecke ich leidenschaftlich gern neue Orte und schreibe hier darüber.
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